Eineiige Zwillinge weisen die gleiche DNA auf. Das kann in manchen Fällen zu einigen Schwierigkeiten führen. Bei einem Vaterschaftstest wird die DNA benötigt, um die Vaterschaft zu identifizieren. Bei eineiigen Zwillingen ist in diesem Fall der Aufwand weitaus höher. Doch auch in anderen Fällen, wie zum Beispiel bei Straftaten, wird die Identifizierung der verantwortlichen Person sehr erschwert.
Erbgut von eineiigen Zwillingen nicht identisch
In der Regel weisen eineiige Zwillinge die gleiche DNA auf, die fast zu Hundertprozent identisch ist. Aber auch nur fast. In Wahrheit ist das Erbgut von eineiigen Zwillingen nicht zu hundert Prozent identisch. Deshalb stellen Kriminalfälle oder auch Vaterschaftstests mit eineiigen Zwillingen mittlerweile kein unlösbares Problem mehr dar. Ein paar seltene Unterschiede im Erbgut sind hierfür entscheidend. Diese Mutationen, auch Punktmutationen genannt, entstehen dann, wenn die Embryonen sich im Mutterleib getrennt voneinander entwickeln. Diese Punktmutationen treten während der frühesten Embryonalentwicklung auf und werden daraufhin an die jeweiligen Gewebetypen weitergegeben. Wirken sich die Mutationen nicht negativ auf den Organismus aus, werden sie beibehalten und können später als Unterscheidungsmerkmal dienen. Es entstehen bei diesem Prozess genetische Veränderungen, die dann in den Keimzellen eines Zwillings auffindbar und nachweisbar sind.
Unterschiedliches Genmaterial bei eineiigen Zwillingen gefunden
Seit dem Jahr 2013 ist es Forschern gelungen, einen DNA-Test zu entwickeln, der die genetische Unterscheidung möglich macht. Die Forschergruppe des Unternehmens Eurofins Genomics aus Ebersberg konnte nachweisen, dass es genetische Unterschiede bei eineiigen Zwillingen gibt. Anhand eines Nachweises der Vaterschaft zu einem Baby von zwei eineiigen Zwillingen konnten die Forscher eine neue Möglichkeit entwickeln, um generell die Vaterschaft bei eineiigen Zwillingen nachzuweisen. Das ist bis zu diesem Zeitpunkt noch keinem anderen Forscherteam gelungen und stellt somit eine kleine Sensation dar. Bisher ging man davon aus, dass es im Genom von eineiigen Zwillingen seltene Unterschiede gibt. Die Wissenschaftler von Eurofins untersuchten für einen Nachweis das Genmaterial aus den Samenproben der eineiigen Zwillinge. Zusätzlich wurden Blutproben von dem Kind genommen. Mit Hilfe einer sogenannten Bioinformatik-Analyse konnten mehrere Mutationen gefunden werden, die bei dem biologischen Vater und seinem Kind auftraten, nicht jedoch bei dem anderen Zwilling.
Mit Hilfe von diesen Tests ist es nun möglich komplizierte Vaterschaftsfälle und Verbrechen, wie zum Beispiel der Berliner Millionenraub im KaDeWe zu lösen. Damals war an dem Raubüberfall ein Täter mit einem eineiigen Zwilling beteiligt. Die Schuld konnte jedoch keinem der beiden Zwillinge eindeutig nachgewiesen werden. Diese Art von Tests sind aufgrund ihrer Komplexität sehr kostspielig aber in einzelnen Fällen von sehr großem Nutzen.
Quelle: http://www.scinexx.de/business-20725-2016-10-13.html